Evangelium und Kirche

Martin Stährmann

Julius von Jan: Ein aufrechter Pfarrer wider die Nationalsozialisten

Evangelischer Verlag Stuttgart 2020, ISBN 978-3-945369-99-9, 17,95 €

Julius von Jan: Ein aufrechter Pfarrer wider die Nationalsozialisten

Buchbesprechung von Dr. Richard Mössinger, EuK-Informationen 1/2021

 

Im Frühjahr 1934 gab der Pfarrer von Brettach, Julius von Jan, der Konfirmandin Johanna Ehmann einen bemerkenswerten Denkspruch: ”Ich übe mich zu haben ein unverletzt Gewissen allenthalben, beide gegen Gott und die Menschen“ (Apg 24,16).

 

Für das sensible Mädchen wurde das Bibelwort zu einer Richtschnur ihrer christlichen Existenz. Beeindruckt und dankbar dachte sie noch im hohen Alter, sie starb kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag, an ihren Konfirmator zurück.

 

In der hier anzuzeigenden Biographie wird deutlich, wie Julius von Jan nach anfänglicher Zustimmung zur völkischen Erhebung recht bald den Absolutheitsanspruch des Nationalsozialismus durchschaute und als Christenmensch dagegen Stellung nahm. Seine damalige Gewissensentscheidung scheint sich 1934 in der Auswahl dieses Denkspruchs zu spiegeln.

 

Der Lebenslauf des mutigen württembergischen Pfarrers war bisher noch nicht beschrieben. Neben der Oberlenninger Bußtagspredigt wurden von Theodor Dipper bis zu Hermann Rieß vor allem persönliche Erinnerungen an Julius von Jan überliefert.

Im Heilbronner evangelischen Waldheim Gaffenberg erzählte man vermutlich im Zusammenhang mit seinem Tod in den sechziger Jahren an einem Nachmittag statt der täglichen biblischen Geschichte von seiner Predigt gegen die Pogromnacht. Die Gedenkstätte Yad Vashem hat ihn als Gerechten unter den Völkern gewürdigt. Die meisten Zeugnisse seines persönlichen Lebens aber lagen unaufgearbeitet in den Akten der Kirchenleitung und waren als Hinterlassenschaft in der Familie gesammelt.

Martin Stährmann hat diese Lücke gefüllt und eine leicht lesbare, graphisch ansprechend gestaltete Biographie geschrieben. Sie ist straff gegliedert.

Geschickt gewählte Untertitel lassen das Wesentliche mit einem Blick erkennen.

 

Als Geschenk in der Gemeinde ist die Arbeit vorzüglich geeignet. Die Erinnerung an die dunklen Zeiten deutscher Geschichte ist ja nötiger denn je.

 

Ich habe Julius von Jan in seinem Ruhestandsort Korntal als Gast bei meinen Großeltern kennengelernt. Mein kindliches Gefühl spürte den auffälligen Respekt, der ihm entgegengebracht wurde. Sein vornehmes Wesen ist mir auch noch gegenwärtig.

 

Da zeigt sich eine Linie, die sich schon durch die Beurteilungen aus den zwanziger Jahren zieht. „Stadtvikar Julius von Jan ist ein gewissenhafter, innerlicher Mensch“, schrieb der Dekan von Neuenbürg und wenig später der Dekan von Langenburg: „Pfarrer Julius von Jan ist ein in seinen jungen Jahren schon durch viel Ernst hindurchgeführter Mann, dem man in seiner ganzen Haltung den erfahrenen Ernst ansieht.“

 

Ein eher stiller, nachdenklicher Mensch wird seinem in der Schrift gebundenen Gewissen folgend zum Zeugen Jesu Christi. Der Zurückhaltende hat großen Mut. Das hat die Konfirmandin in Brettach gespürt und nicht mehr vergessen.

 

Wenn wir die Biographie zur Lektüre empfehlen, erinnern wir uns dankbar an Julius von Jan, den Vertrauensmann der württembergischen Bekenntnisgemeinschaft, heute Evangelium und Kirche.

 

 

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