Evangelium und Kirche

Herbsttagung 2019: Welche Bildung bewahrt vor Antisemitismus?

Nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle mit zwei Toten hatte der Vortrag von Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus, eine traurige Aktualität. Der Vater des Attentäters hatte in einem Interview gesagt, dass sein Sohn die Schuld immer bei anderen gesucht habe.

Nach Blume ist diese Haltung ein typisches Element des Antisemitismus. „Antisemiten versuchen immer, die Geschichte umzuschreiben“, berichtet der Religionswissenschaftler auf der Tagung von „Evangelium und Kirche“ in Stetten/Fildern. Die Geschichtsschreibung werde nach der Grundregel angepasst, dass die eigene Gruppe konsequent positiv dargestellt und alles Schlechte auf die Juden projiziert wird. Dieses Denkmuster wird auch von gebildeten Menschen vertreten. „Ein Doktortitel schützt nicht vor Antisemitismus“, bekräftigt Michael Blume. Bildung ist zwar der Schlüssel zur Bekämpfung des Antisemitismus. Allerdings reiche eine formale Bildung nicht aus. „Wir brauchen eine ganzheitliche Bildung“, forderte Blume. So gehe es zum Beispiel darum, die Geschichte von der Arche Noah als Friedensgeschichte zu verstehen, die nicht nur für Kinder taugt, sondern von der auch Erwachsene etwas lernen können.

Die aktuelle Situation beschrieb der Beauftragte gegen den Antisemitismus so: „Die Zahl der Antisemiten steigt nicht. Aber die Leute, die antisemitisch eingestellt sind, radikalisieren sich.“ Wichtig sei es, sich an die Seite der Juden zu stellen. „Dann werden es die Antisemiten nicht schaffen, unsere Demokratie zu vernichten“, ist Michael Blume überzeugt.

Bei der evangelischen Kirchenwahl kandidiert Dr. Michael Blume zusammen mit dem Stuttgarter Stadtdekan Soeren Schwesig und der Erwachsenenbildnerin Janina Mangelsdorf für die Landessynode.