Evangelium und Kirche
Foto: congerdesign auf pixabay

Aus der Synode: Abendmahls-Debatte und die Kunst des Interpretierens

Von Johannes Eißler, EuK-Informationen 1/2021

 

Ungewöhnlich verwirrend war die Nachrichtenlage nach der Frühjahrssynode zum Thema „Digitales Abendmahl“. SWR Aktuell Baden-Württemberg meldete am Abend fälschlicherweise: „Landesbischof July offen für digitale Abendmahlsfeier“.

Tatsächlich hatte der Landesbischof lediglich Verständnis für die Debatte geäußert. Die Kirchenleitung hatte sich nicht dazu durchringen können, für Ostern 2021 offiziell Änderungen in der Abendmahlspraxis zuzulassen. Im Gegenteil. Während 2020 für die Karwoche eine Liturgie für ein Hausabendmahl in Notzeiten zur Verfügung gestellt worden war, wurde jetzt auf die Abendmahlsfeiern bei Präsenzgottesdiensten verwiesen.

 

Die große Mehrheit der Synodalen hatte sich nach einem Studientag im Februar einen „Korridor der Öffnung“ gewünscht. Die Erfahrungen mit digitalen Angeboten – speziell im zurückliegenden Jahr – hatte viele Mitglieder des Kirchenparlaments dazu gebracht, die Unterscheidung von„virtuell“ und „real“ als nicht mehr zeitgemäß anzusehen. Quer durch die Gesprächskreise sprachen sich Theologen und Nichtordinierte für Erprobungen digital vermittelter Abendmahlsfeiern aus. Einem entsprechenden Antrag wurde mehrheitlich zugestimmt – wohl wissend, dass der Oberkirchenrat hierauf nicht zeitnah reagieren wird.

Burkhard Frauer (Ditzingen) erinnerte an die aktuelle Fastenaktion „7 Wochen ohne Blockaden“ und bat darum, einen weiteren Raum zu eröffnen, um den Menschen neue Erfahrungen mit der Bibel und Gott zu ermöglichen. Matthias Eisenhardt (Schorndorf) beklagte, dass die Debatte zu akademisch geführt werde. Viele jüngere Menschen könnten sie nicht nachvollziehen. Für ihn gelte es zuerst zu klären, was ein Sakrament überhaupt sei. „Deshalb bin ich gegen überhastete Beschlüsse.“

Auch Ernst-Wilhelm Gohl (Ulm) warb für einen verantwortlichen Umgang mit dem Thema. Seiner Erfahrung nach sei das Interesse in den Gemeinden eher klein, deshalb sprach er sich dafür aus, sich die Zeit bis Ostern 2022 zu nehmen, um gründlich und ohne Druck zu diskutieren.

Am Tag vor der Synodaldebatte war ein Brief des Landesbischofs an die Gemeinden gegangen, in dem unverzichtbare Eckpunkte für die Feier des Heiligen Abendmahls benannt werden – unter anderem die Gemeinschaft mit Christus und untereinander. „Ich danke Ihnen für den sorgsamen Umgang mit dem Heiligen Abendmahl, für Ihre Verantwortung vor Ort“, so Bischof July.

In einem epd-Artikel wurde der Theologische Dezernent Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel folgendermaßen zitiert: „Sollten indessen heute schon einzelne Pfarrerinnen oder Pfarrer dieses Angebot [des digital vermittelten Abendmahls] machen, wolle die Kirchenleitung das nicht disziplinarisch verfolgen.“

 

Am Ende des Berichts zur Synodaldebatte auf den Internetseiten der Landeskirche sah sich Oliver Hoesch, der Sprecher der Landeskirche zu folgender Klarstellung genötigt: „Die Zustimmung zum Antrag bedeutet, dass der Oberkirchenrat sich nun mit dem Inhalt des Antrags sorgfältig beschäftigen wird. Mit dem Antrag ist keine offizielle Erprobung digitaler Abendmahlsformen beschlossen.“

 

 


Zurück zum Inhaltsverzeichnis der EuK-Informationen 1/2021

Johannes Eißler

Zweiter stellvertretender Synodalpräsident und EuK-Mitglied