Evangelium und Kirche

Bericht von der Landessynode Herbst 2021

Hier können Sie den Bericht von der Herbsttagung der Landessynode 2021 als PDF-Datei herunterladen.

EuK-Synodalbericht Herbst 2021 (hochauflösende Fotos, 14 MB)

EuK-Synodalbericht Herbst 2021 (mittlere Fotoqualität, 5 MB)

 

Bericht von der hybriden Herbsttagung im November 2021

Die Tagesordnung der Herbsttagung 2021 der 16. Württembergischen Evangelischen Landessynode war dicht gedrängt: Strategische Planung des Oberkirchenrates, Verabschiedung des landeskirchlichen Haushaltes für 2022, Beschluss über ein Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, ein Bericht über neue Strukturen in der Kirchenverwaltung – „Projekt Kirchliche Strukturen 2024Plus“, eine Aktuelle Stunde pro und contra Impfpflicht und vieles mehr.

Die interessanteste Neuigkeit wurde erst am Dienstag nach der Synodentagung (30. November) vermeldet: Evangelium-und-Kirche-Vorsitzender Ernst-Wilhelm Gohl wurde als einer von drei Kandidierenden fürs Amt des Landesbischofs oder der Landesbischöfin nominiert. Ernst-Wilhelm Gohl (58) ist seit 2006 Dekan in Ulm. Nach dem Zivildienst machte der gebürtige Stuttgarter eine Ausbildung zum hauptamtlichen Rettungsassistenten, bevor er in Tübingen, Bern und Rom evangelische Theologie studierte und als Gemeindepfarrer in Böblingen und Plochingen arbeitete. Er ist seit 2007 Mitglied der württembergischen Landessynode.

Neben Gohl kandidieren Dr. Viola Schrenk (51), Pfarrerin, derzeit Studieninspektorin am Evangelischen Stift in Tübingen, und Gottfried Heinzmann (56), Pfarrer, ehemaliger Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg und seit 2017 Vorstandsvorsitzender des Diakonie-Unternehmens „Die Zieglerschen e. V.“. Die Wahl des Landesbischofs oder der Landesbischöfin soll im Rahmen der Frühjahrssynode 2022 am 17. März im Hospitalhof Stuttgart stattfinden. Landesbischof Frank Otfried July geht im Juli 2022 in den Ruhestand.

 

Hybride Sitzung

Doch zurück zur Herbstsynode. Sie fand „hybrid“ statt. Nur das Präsidium und die jüngsten Synodalen im Amt der Schriftführer tagten in Präsenz im Hospitalhof, auch Landesbischof July und zeitweise Direktor Stefan Werner nahmen vor Ort teil. Fast alle anderen Synodalen sowie das Kollegium des Oberkirchenrates waren via Internet dabei. Öffentlichkeit und Presse waren eingeladen, die Tagung über Internet-Livestream zu verfolgen.

Landessynode beschließt Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Die Landessynode hat ein „Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ beschlossen. Prävention und Schutzkonzepte sind künftig für alle Körperschaften und Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg verbindlich vorgeschrieben. Ursula Kress, Beauftragte für Chancengleichheit der Landeskirche und für das Thema sexualisierte Gewalt zuständig, berichtete, dass die Landeskirche seit 2014 eine Stelle für Präventionsaufgaben und Schulungen eingerichtet habe. Seit 2016 gebe es eine unabhängige Kommission, die über die Anerkennung der Anträge Betroffener sexualisierter Gewalt in Landeskirche und Diakonie entscheide. Insgesamt seien seither 174 Anträge von Betroffenen sexualisierter Gewalt entschieden worden.

EuK-Synodale Annette Sawade (Schwäbisch-Hall), Vorsitzende des Beirates der Beauftragten für Chancengleichheit, konnte an der Synoden-Aussprache zum Thema nicht persönlich teilnehmen. Die EuK-Synodale Renate Schweikle trug ihr Statement vor. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir heute das Gesetz beschließen“, schrieb Sawade. Es lege verbindliche Regeln und Standards in der Landeskirche und ihren Werken fest. Das Thema werde die Landesynode noch eine längere Zeit beschäftigen: „Wir müssen das Missbrauchsgeschehen aufarbeiten, und zwar ohne Wenn und Aber.“ Sie habe noch die Berichte der Betroffenen im Ohr, die auf der EKD-Synode Anfang November zu Wort gekommen waren, sagte Sawade, die auch EKD-Synodale ist. „Sie alle haben es verdient, dass Ihnen Gerechtigkeit und wie auch immer möglich, Wiedergutmachung widerfährt.“. Zum Schutz vor sexualisierter Gewalt „benötigen wir umfassenden Ausbildung und Sensibilisierung auf allen Ebenen unsere Landeskirche aber auch in den Werken, bei der Jugendarbeit und in allen anderen Kirchlichen Einrichtungen“. Das Thema sei „einfach zu ernst, um nicht alle Kraft dafür zu entwickeln, damit wir in allen unseren Einrichtungen dafür sorgen können, dass es die Menschen gibt, an die man sich vertrauensvoll wenden kann. Wir müssen alle Beteiligten gut schulen und stärken und vor allem Menschen finden, denen sich Betroffenen anvertrauen können ohne Nachteile zu befürchten“, sagte Sawade

Impfplicht – ja oder nein?

Impfplicht – ja oder nein? Darum ging es in der Aktuellen Stunde. Philipp Jägle ist da eindeutig: „Alle, die bei uns arbeiten, arbeiten mit Menschen, die uns anvertraut sind.“ Deshalb plädiert er „für eine Impfpflicht für alle, die bei uns arbeiten“. Damit forciere er keine Spaltung. Wer spalte, sei „ein kleiner Teil in der Gesellschaft, der die große Mehrheit durch seinen Egoismus in Geißelhaft hält“. Impfpflicht würde das gesellschaftliche Schwarze-Peter-Spiel beenden und Veranstaltungen und Krippenspiele 2022 möglich machen.

Dr. André Bohnet warb dafür, Schärfe aus der Debatte zu nehmen. „Wir leben im Vorletzten“, sagte er mit einem Bonhoeffer-Zitat. Niemand besitze die letztgültige Wahrheit. Er selbst sei absolut für die Impfung, „aber wir sollten uns davor hüten, als Kirche den Zeigefinger gegenüber anderen zu erheben und die Impfung zur Bekenntnisfrage machen.“

Matthias Eisenhardt sagte: Das Jesuswort „Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du“ sei ein Schlüssel zu einer guten Debatte. Wenn jemand sich nicht impfen lassen könne oder Angst vor der Impfung habe, müsse man dies ernstnehmen. Aber „Verschwörungsideologen, Querdenkern und anderen Egozentrikern“ müsse klar widersprochen werden. „Sie bekommen viel zu viel Aufmerksamkeit.“ Diese kleine Gruppe verursache Leid für viele.

Bereits zu Beginn der Tagung hatte sich Landesbischof Frank Otfried July an die Synodalen gewandt und an Kirche und Gesellschaft appelliert, die Impfquote zu erhöhen. Es gehe darum, die besonders verletzlichen Gruppen wirksam zu schützen. Er ermutige Gemeinden, ihre Kirchen und Gemeinderäume für Impfaktionen zur Verfügung zu stellen.

2024 plus: Neue Strukturen für die Verwaltung

Mit dem Projekt „Kirchliche Strukturen 2024Plus“ sollen neue Verwaltungsstrukturen in der Landeskirche entwickelt werden. Oberkirchenrat Christian Schuler stellt die Ziele vor: Je eine starke Verwaltungseinheit pro Region; ein neues Berufsbild „Gemeindeassistenz“, das Elemente aus Kirchenpflege und Sekretariat umfasst; miteinander vernetzte Gemeindebüros; einheitliche digitale Standards; ehrenamtliches Engagement in der kirchlichen Verwaltung; Nähe der Verwaltung zu den Kirchengemeinden; Beteiligung kirchlicher Gremien bei der Besetzung von Leitungsstellen; Finanzierbarkeit. Seit Anfang 2020 wird die Umsetzung in zwei Modellregionen erprobt. In den Kirchenbezirken Waiblingen, Schorndorf und Backnang wird die landeskirchliche Trägerschaft der Regionalverwaltung getestet, in Ulm und Blaubeuren die Trägerschaft eines Verwaltungsverbandes. Zudem wird in Oberndorf eine Distriktkirchenpflege erprobt. Bis Frühjahr 2022 soll entschieden werden, welches Modell favorisiert wird.

„Evangelium und Kirche begrüßt die geplante Verwaltungsreform ausdrücklich, auch wenn noch manche Fragen geklärt werden müssen“, sagte Pfarrer Thorsten Volz (Sulz am Neckar) im Gesprächskreisvotum für Evangelium und Kirche. Gewichtige Gründe sprächen für eine Konzentration der Aufgaben. Etwa „die dringend nötige Vereinheitlichung der technischen Ausstattung und Abläufe“ sowie bessere Vertretungsmöglichkeiten. Die Gemeindestrukturen änderten sich, die Zahl an Gemeinden und Dekanaten werde abnehmen. „Das Modell der Distriktkirchenpflege scheint uns deshalb nicht zukunftsfähig“, sagte Volz. Eine nicht gar so kleinteilig arbeitende Verwaltung könne sich viel leichter anpassen. Durch die Reform könne die Landeskirche im Bereich Verwaltung ein attraktiverer Arbeitgeber werden.

Evangelium und Kirche habe die bisherigen Kirchenpflegerinnen/Kirchenpfleger, Gemeindesekretärinnen und Gemeindesekretäre im Blick. Sie arbeiteten engagiert, bei oft kleinen Dienstaufträgen. Bei den anstehenden Veränderungen „machen wir uns für Möglichkeiten der Qualifizierungen und Weiterbeschäftigung stark“, so Volz. Das neue Berufsbild „Assistenz der Gemeindeleitung“ sei künftig vor Ort die Scharnierstelle zwischen Gemeinde, Verwaltung und der Gemeindeleitung. Mit ihrer Kommunikations-, Verwaltungs- und Fachkompetenz sorge sie für das Gelingen der Verwaltungsreform vor Ort: Entlastung der Kirchengemeinden und stärkere Professionalisierung der Verwaltung. Mit dem Komplexitäts- und Kompetenzzuwachs des neuen Berufes gingen allerdings auch höhere Anforderungen einher, was eine höhere Eingruppierung rechtfertige, so Volz. „Deshalb fordern wir eine verlässliche Aussage über die zu erwartenden Kosten der Verwaltungsreform und deren Verteilung. Außerdem brauchen wir einen Zeitplan, wie die Übergänge konkret gestaltet werden können.“ Weil sich die Strukturreform auf die Arbeitsplätze vor Ort auswirke, brauche der Prozess ein transparentes und aktiv gestaltetes Übergangsmanagement sowie eine „achtsame Kommunikation“ in die Gemeinden hinein.

In der anschließenden Aussprache gab der EuK-Synodale Anselm Kreh (Giengen/Brenz) zu bedenken, dass bei den vielen Verwaltungs-Reformprojekten, die parallel laufen, wie Digitalisierung und Einführung der doppelten Buchführung, die Beschäftigung mit Verwaltungsfragen ständig zunehme. „Wie ist das mit den Kosten der Projekte? Es braucht neues Personal, neue Büros und Ausstattung. Wir haben immer weniger Kirchenmitglieder, aber immer mehr Verwaltung. Wie soll das funktionieren?“ Christoph Schweizer (Esslingen) mahnte, bestehende, gut funktionierende Strukturen, beispielsweise die Gesamtkirchenpflegen mittelgroßer Städte, nicht ohne Not zu zerschlagen. Und Dr. Harry Jungbauer (Heidenheim) erklärte, dass die Synodalen vor der Entscheidung im Frühjahr mehr Informationen darüber bräuchte, welche Vorgaben sich für die Verwaltung aus anderen Projekten, zum Beispiel der Umstellung des Finanzwesens, ergäben.  

Personalstrukturplanung für den Pfarrdienst und den Religionsunterricht

Die Personalstrukturplanung berücksichtigt Entwicklungen bei Pfarrpersonen, Mitgliedern sowie der Finanzkraft der Landeskirche. Die landeskirchliche Personaldezernentin, Oberkirchenrätin Kathrin Nothacker, stellte sie vor. Vom Jahr 2032 an soll die Aufnahme von Vikarinnen und Vikaren schrittweise von derzeit 46 auf 28 abgesenkt werden. Um diese Zahlen zu erreichen, werde intensiv für Theologiestudium und Pfarrberuf geworben. Neben dem Theologiestudium können Interessierte über „alternative Zugänge“ Pfarrerin oder Pfarrer werden. Man rechne in den Jahren 2024, 2026 und 2028 mit jeweils zehn Personen aus der Berufsbegleitenden Ausbildung Pfarrdienst. Auch Aufnahmen aus Masterstudiengängen sind geplant. Nach aktueller Berechnung wird die „Pastorationsdichte“ im Jahr 2030 einen Höchststand erreichen. Dann wird eine vollbeschäftigte Pfarrperson für 1718 Gemeindeglieder zuständig sein – etwas weniger, als bisher berechnet. Aktuell sind es knapp 1.500 Gemeindeglieder pro Vollzeit-Pfarrstelle.

Künftige Pfarrerinnen und Pfarrer sollen die Landeskirche als attraktive und familienfreundliche Arbeitgeberin kennenlernen, sagte Oberkirchenrätin Nothacker. An dieser Stelle hakte der EuK-Synodale und Schuldekan Dr. Harry Jungbauer ein: „Es geht darum, dass wir gute Wege bereiten, dass Studierende, Vikarinnen und Vikare im Pfarramt gut ankommen können.“ Gesucht seien frische Ideen, um auch für die Arbeit am Rand der Landeskirche zu begeistern. Attraktive Wohnsituationen oder etwa Unterstützung bei E-Mobilität seien denkbar. Schuldekanin Amrei Steinfort warb für den Religionsunterricht: „Damit gehen wir über den Binnenbereich der Kirche hinaus.“ Motivierte Lehrkräfte bekomme man aber nicht über Druck und Stundenerhöhung, sondern über gute Arbeitsbedingungen und Freude an sinnvoller Arbeit. Auch Matthias Eisenhardt, EuK-Synodaler und Lehrer aus Schorndorf, warnt vor Deputatserhöhungen oder Zurückfahren der Altersermäßigung. „Wir brauchen an den Schulen Lehrkräfte, die es gern machen. Dann hat der Unterricht auch gute Qualität.“ Der Job sei super, aber auch sehr anstrengend. „Dafür braucht man Kraft und Motivation.“

Strategische Planung

Der Direktor im Oberkirchenrat, Stefan Werner, hat den diesjährigen strategischen Bericht des Kollegiums des Oberkirchenrats vorgestellt. „Weniger ist mehr“ lautet das Motto. Der derzeit Takt der Veränderungsprozesse und die Zahl der Projekte, die die Landeskirche zeitgleich angestoßen habe, seien zu hoch.

Zur strategischen Planung gehöre, sich biblische Hoffnungsbilder vor Augen zu führen und sich deutlich zu machen, dass Gott im Verborgenen wirke, wie die selbstwachsende Saat im Gleichnis vom Senfkorn. 

Als inhaltliche Schwerpunkte nannte Werner einen Bildungsgesamtplan, also eine evangelische Bildungsstrategie für Kirche und Gesellschaft. Ferner das diakonische Handeln der Kirche, durch das sie sich mitten in der Gesellschaft verorte und mitten in ihren sozialen und gesundheitlichen Herausforderungen nahe bei den Menschen sei. Die Vernetzung von Gemeinde- und Einrichtungsdiakonie müsse vorangebracht werden. Gestärkt werden solle auch der Pfarrdienst. Über Pfarrerinnen und Pfarrer geschehe zu einem wesentlichen Teil die Kontaktpflege zu den Gemeindegliedern, insbesondere zu wenig verbundenen Kirchenmitgliedern. Es sei wichtig, dem Pfarrdienst seine Entfaltungsmöglichkeiten zu erhalten und sie zu stärken. Auch das Ehrenamt müsse gestärkt werden.

Ein wichtiges Organisationsziel sei eine bessere Kommunikation zwischen Synode und Oberkirchenrat. Die Digitale Roadmap der Evangelischen Landeskirche werde beständig weiterentwickelt. Und die Kirche engagiere sich gegen den Klimawandel. Zu den Herausforderungen zählten die notwendigen Einsparungen. Die Zusammenarbeit mit der Landeskirche in Baden sei aus finanziellen Gründen notwendig, zudem würden sich viele Kirchenmitglieder die Frage stellen, warum es nicht eine Landeskirche in einem Bundesland gebe. „Umso wichtiger wäre es allerdings, endlich damit zu beginnen, Arbeitsfelder gemeinsam wahrzunehmen“, so Direktor Stefan Werner.

Pfarrer Philipp Jägle (Ravensburg) sagte in seinem Votum für Evangelium und Kirche: „Wer, wenn nicht wir in Württemberg, sollte auf einen guten Haushalt achten?“ Allerdings vermisst er die Transparenz bei den aktuellen Spar-Debatten der Arbeitsgruppe „Posterioritäten“ von Synode und Oberkirchenrat. Hier sei transparente Kommunikation wichtig. „Transparenz schafft Vertrauen in Entscheidungen, die dann auch mitgetragen werden. Das ist für uns von Evangelium und Kirche ein wichtiger Punkt bei allen Prozessen.“ Zur neuen Arbeitskultur in der landeskirchlichen Verwaltung – Stichwort „New Work“ – merkte Jägle an: „Uns ist aufgefallen, dass in der Verwaltung in der Regel aufgabenorientiert gedacht wird. Wenn die Arbeitszeitermittlung mehr Arbeit misst, dann werden mehr Stellen für die Verwaltung geschaffen.“ Anders sei es dagegen, „wenn wir über inhaltliche Aufgaben unserer Kirche reden. Predigen des Evangeliums, Verwaltung der Sakramente – da wird plötzlich von den Ressourcen aus gerechnet. Da sind acht zusätzliche Religionslehrerstellen auf einmal teuer. Oder unser Jugendwerk im Bezirk: Da wird auf einmal gedeckelt. Wie kommen wir aus dieser Aporie raus?“, fragte Jägle Oberkirchenrats-Direktor Werner. Dass der Oberkirchenrat den Pfarrdienst stärken will, trifft bei Evangelium und Kirche auf große Zustimmung. „Der Dienst der Pfarrerinnen und Pfarrer ist essentiell für die Arbeit vor Ort. Der Pfarrdienst lohnt sich. Dieses Geld ist gut eingesetzt“, sagte Jägle.

Konzept für Social Media, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Für den Synodenausschuss Kirche, Gesellschaft und Bewahrung der Schöpfung (KGS) berichtete die Ausschussvorsitzende Annette Sawade (EuK) von der Ausschussarbeit zum Themenpaket rund um Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im vergangenen Jahr. Zu diesem Thema lagen dem Ausschuss aus 2020 und 2021 mehrere Anträge vor, zu „Streaming in Kirchen“, „Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit und Social Media Kompetenz in der Fläche“, „Konzepte für kirchliche Influencerinnen und Influencer“, „Videos für unterschiedliche Ziel und Altersgruppen“, „Social Media Management und Kompetenzzentrum Digitalisierung“ und „Prälatur für den digitalen Raum“. Die beratenen Anträge sollen in einen Folgeantrag münden, „damit aus den sehr offen und eher im Konjunktiv gehaltenen Vorschlägen und Vorhaben des Oberkirchenrates eine Handlungsvorgabe entsteht“, so Sawade. Die Synode verwies diesen Folgeantrag an den Ausschuss KGS. Demnach soll „die Social Media-Arbeit, Pressearbeit und Öffentlichkeitsarbeit zukunftsfähig so gestaltet werden soll, dass eine Bündelung der Fachexpertisen, die Stärkung von Kompetenzen und Synergien und der Abbau von Doppelstrukturen erfolgt.“ Erste Ergebnisse sollen dem Ausschuss KGS vor der Sommerpause 2022 vorgelegt werden.

„Es waren keine einfachen Beratungen, aber wir hoffen natürlich, dass wir mit den vorgeschlagenen Beschlüssen die Dinge im Sinne einer guten Öffentlichkeitsarbeit für alle Ebenen unserer Landeskirche, ob Gemeinde, Kirchenbezirk, Dekanat oder Kirchenleitung und natürlich auch für unsere Synode Unterstützung geben können“, und zwar so, dass „alle genannten Gremien die Freiheit der Gestaltung und Nutzung der Angebote haben“, sagte Annette Sawade zum Abschluss ihres Berichtes.

Sparen mit Augenmaß: Haushalt 2022

Zum Finale der Herbsttagung studierten die 91 Synodalen den landeskirchlichen 698-Millionen-Haushalt für 2022. Die Kirchensteuer, die im Verhältnis 50:50 zwischen Landeskirche und den Kirchengemeinden aufgeteilt werde, ist mit 724 Mio. Euro insgesamt 24 Mio. Euro höher als im Vorjahr veranschlagt. Gesunken seien dagegen die sogenannten Vorwegentnahmen - nämlich von 98,2 auf 89,7 Millionen Euro. Das entspanne die Situation bei den Kirchengemeinden 2022 zunächst einmal, sagte der landeskirchliche Finanzdezernent Dr. Martin Kastrup.

Kastrup wies auf die Notwendigkeit hin, zielgerichtet zu sparen, um die Finanzziele bis 2030 erreichen zu können. Die aus Synodalen und Kollegialmitgliedern zusammengesetzte AG Posterioritäten müsse noch einiges leisten. 

Dr. Harry Jungbauer lobte im EuK-Gesprächskreisvotum zum Haushalt „eine solide Haushaltsführung, die auch für 2022 möglichst wenig in die finanzielle Substanz eingreifen will“. Mehr als 40 Mio. Euro Rücklagenentnahme allein für die Landeskirche im engeren Sinn seien zwar kein Pappenstiel, erschienen aber angesichts der pandemischen Verwerfungen erträglich. Evangelium und Kirche begrüße es, „dass keine vorschnellen Kürzungen vorgenommen wurden, sondern ein geregeltes Verfahren zur zukünftigen Konsolidierung des Haushalts auf dem Weg ist“. Die mit 28,2 Mio. € weiterhin gute Ausstattung des Ausgleichsstocks sei wichtig. „In Zukunft sollten hier sogar noch mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden“, so Jungbauer. Die Kirchengemeinden müssten darüber die nötige Förderung bekommen, „um die sinnvollen und notwendigen Investitionen etwa für die vielen denkmalgeschützten Kirchen gerade in ländlichen Bereichen oder im Bereich Klimaschutz stemmen zu können“. Evangelium und Kirche wolle die Unterstützung der Gemeinden über den Ausgleichsstock auch im eingebrachten Klimaschutzgesetz verankert sehen.

Die bereits mitgeteilten Kürzungen der Kirchensteuerzuweisung, minus 0,7 Prozent für die Gemeinden und minus 0,9 Prozent für die Landeskirche, seien richtig. Sie seien bereits eingeplant. Ausdrücklich willkommen sei die außerordentliche Bezuschussung der Chat-Seelsorge im Rahmen der Telefonseelsorge, gerade in den derzeitigen Krisenzeiten. „Auch den Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus finden wir besonders wichtig. Dafür, dass der lang erwartete Bildungsgesamtplan nun kommen soll, sehen wir die rund 120.000 Euro in 2022 gut angelegt“, so Dr. Jungbauer.

Als weniger gelungen bezeichnete es Dr. Jungbauer, dass unter dem „spannend klingenden Begriff ‚globaler Minderaufwand‘“ rund 3,5 Millionen Euro an Einsparungen eingeplant sind. „Schon 2021 war da ein beträchtlicher Betrag eingestellt, wobei mir bisher niemand erklären konnte, wer die Einsparungen eigentlich erbracht hat“, berichtet Dr. Jungbauer. Auch die eigentlich angesagten konkreten Einsparungen bleiben wohl bis zum Frühjahr im Unklaren. „Wir sind da äußerst neugierig auf die Ergebnisse der AG Posterioritäten, zumal uns fast schon täglich Appelle zum Bestandsschutz bestimmter Stellen erreichen, die gerüchteweise gefährdet sind.“


Text: Christoph Schweizer

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