Evangelium und Kirche

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

 

Darf ich Sie in unserem neuen Heft zu einer weiten Gedankenreise einladen? Sie fängt an mit einer Reise zum Kern unserer Existenz mit unserem neuen Synodalen André Bohnet und kommt dann zu einem weit ausgreifenden Nachdenken über unsere menschliche Beteiligung am Weltabenteuer Gottes, in das uns Prof. Dr. Günter Thomas einführt. Er zeigt uns, dass wir wieder lernen sollten, Gott als Handelnden im Weltabenteuer zu begreifen. Es geht auch darum, die Einheit von Glauben, Hoffnung und Liebe in unseren Gemeinden und der ganzen Kirche wieder zu gewinnen. Dabei plädiert er für ein viel stärkeres Gehör, das Gemeindeglieder finden müssten, die nicht im Theologinnen- oder Theologenstand oder in anderem kirchlichen Dienst stehen. Fordert uns das nicht mit Recht heraus?

 

Unsere Gedankenreise geht dann mit Dr. Richard Mössinger zu den Anfängen der Christenheit zurück, um daraus für kirchliches und gemeindliches Leben in einer Nach-Corona-Zeit zu lernen. Sehr präzise analysiert er dabei die Anpassung der Evangelischen Kirche in Deutschland an den Zeitgeist. Dadurch wird übertüncht und zugedeckt, was uns als Christenmenschen auszeichnen sollte und könnte. Was unser christliches Profil ist, werden wir gefragt – und wir erfahren klar skizziert, wie wir dieses Profil stärken können.

 

Ein Blick in Irrwege gedanklichen Reisens schließt sich an, bei dem MdB Pascal Kober die politische Sicht auf Verschwörungstheorien wagt und Dr. Michael Blume im Interview konstruktiv gegen Verschwörungsmythen Stellung bezieht. Wie präzise dabei zwischen berechtigtem Technik-zweifel und absurder Angstmache unterschieden werden muss, zeigt im anschließenden Beispiel eine Auseinandersetzung von Werner Thiede mit der Frage, ob die 5G-Technologie tatsächlich schädlich ist.

 

Schließlich führt unsere Gedankenreise in einem weiten Bogen zurück mit der Station bei Luther in Worms, einem zu Unrecht fast übergangenen Reformationsjubiläum in diesem Jahr. Am 17./18. April 1521 blieb Luther vor Kaiser und Reichsständen standhaft und verweigerte den Widerruf seiner reformatorischen Schriften. Manfred Schütz konzentriert sich jenseits aller Mythenbildung auf die Fakten dieses mutigen Auftritts und schließt damit den Kreis zu den ersten Artikeln des Heftes. In Luthers fester Überzeugung leuchtet die Kraft der urchristlichen Botschaft wieder auf und auch er hätte vom Weltabenteuer Gottes reden können, in dem Gott handelt und wir gerade deshalb ohne unser Zutun Rechtfertigung erfahren, die Luther auf die Kirche bezogen konsequent zum Priestertum aller Gläubigen weitergedacht hat.

 

In unserer Pandemie-Wirklichkeit zu reisen, fällt immer noch schwer. Umso gewinnbringender empfinde ich die Gedankenreise in unserem Heft. Da lässt sich viel entdecken und mitnehmen, was uns als Gemeinden und als ganze Kirche, aber auch als Einzelne weiterbringen kann, gerade auch über die Krisenlage hinaus.

 

So bleibt mir dafür nur zu wünschen: Gute (Gedanken-) Reise – und teilen Sie bitte nach Ihrer Rückkehr Ihre wertvollen Gedanken mit anderen, gerne auch mit einer Rückmeldung an die Redaktion.

 

Ihr Harry Jungbauer

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