Evangelium und Kirche

Herbstsynode 2019: Neue Trauagende, Antisemitismus und Veränderungen für MAVs

EuK-Bericht von der Herbsttagung

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Die Herbsttagung der Landessynode in der Evangelischen Kirche in Württemberg war die letzte der aktuellen Legislaturperiode. Nach den Kirchenwahlen setzt sich die Synode neu zusammen. Deshalb lag auch ein Hauch von Wehmut und Abschied über der mehrtägigen Sitzung. Die Synodalen von Evangelium und Kirche setzten Akzente und konnten an vielen Punkten auch die Früchte ihrer Arbeit sehen.

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Unten stehen kurze Zusammenfassungen zu einzelnen Themen.

„Gerne unterstützt EuK eine „Start-up-Kultur“, wo Neues ausprobiert und gefördert wird“, sagte Johannes Eißler im Rahmen seiner Stellungnahme zur Strategischen Planung der Landeskirche. Das solle auch für den Bildungsbereich gelten, wo evangelische Schulen schon aus dem Digitalpakt unterstützt werden und die Kitas gestärkt. „Was früher der Katechismus geleistet hat, müsse neu erfunden und vermittelt werden“, gab Eißler zu bedenken.

Die aktuelle Landessynode hat nicht nur eine neue Taufagende erarbeitet, sondern auch die evangelische Trauung neu geordnet und dafür ein gottesdienstliches Handbuch geschaffen. So ist jetzt zum Beispiel neben der traditionellen Form der Traufragen auch ein Traubekenntnis der Eheleute möglich.

Vom Hospitalhof in Stuttgart, dem Tagungsort der Landessynode, sind es nur wenige Schritte zur Synagoge der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW). Während der Tagung gingen Landesbischof Frank Otfried July, die Mitglieder der Landessynode sowie das Kollegium des Oberkirchenrats schweigend zur Synagoge. Damit sollte die Verbundenheit mit Jüdinnen und Juden nach dem Anschlag eines rechtsextremen Attentäters in Halle ausgedrückt werden.

In der Synode ist es gute Tradition, dass Kirchenrat Klaus Rieth, Leiter des Referats Mission, Ökumene und Kirchlicher Entwicklungsdienst, über die Verfolgungssituationen in Syrien, im Libanon, in Libyen und in China berichtet. Rieth warnte vor den Folgen der aktuellen türkischen Militäroffensive in Nordsyrien. Landesbischof Frank O. July nannte es „unerträglich“, dass das Nato-Mitglied Türkei einen Krieg vom Zaun breche. July appellierte an die Nato, den türkischen Einmarsch in Syrien klar zu verurteilen.

Die Kirchengemeinden der Landeskirche werden im Jahr 2020 4% mehr Geld erhalten. Damit ist die Landessynode großzügiger als der Oberkirchenrat, der ursprünglich ein Plus von drei Prozent geplant hatte. Oberkirchenrat Martin Kastrup hatte die Zurückhaltung der Kirchenleitung mit der nachlassenden Konjunktur begründet. Er konnte mit seinen Argumenten die Synode jedoch nicht überzeugen. Fast einstimmig beschloss die Landessynode die Erhöhung auf 4%.

Schuldekan Dr. Harry Jungbauer sprach bei seinem Statement zum Haushaltsplan der Landeskirche für EuK, als er lobte, dass der Haushalt die Gemeinden vor Ort in zentralen Punkten unterstütze: durch die erhöhte Zuweisung, die Stärkung des Ausgleichsstocks zur Sanierung historischer Kirchen sowie die Unterstützung der Kindergartenarbeit mit rund 1000 € pro Gruppe. Auch der Neubau des OKR werde unterstützt, weil schlecht angelegtes Geld keine bessere Alternative sei als ein ökologisch sinnvoller und dringend benötigter Neubau. Die Stärkung der ReligionspädagogInnen bilde einen Schwerpunkt der Synode und erfülle damit ein Herzensanliegen von Evangelium und Kirche.

Die Synode hat in Zusammenarbeit mit dem OKR das Projekt „Kirchliche Strukturen 2024plus“ weiter vorangebracht, indem ein „Zielbild 2030“ beschlossen wurde und man nun in eine Erprobungsphase eintritt. In Pilotregionen sollen Verwaltungsstrukturen erprobt werden. Über die Erfahrungen wird der Synode 2022 berichtet.

Der bisherige Prozess war in bisher nie dagewesener Weise auf Beteiligung und Transparenz aufgebaut, womit viele Beteiligte nicht gerechnet hatten. Die Synodalen ermutigten den OKR in diesem Stil weiter zu machen.

Zwei Anträge, die von EuK-Synodalen angestoßen wurden, wurden von der Synode gutgeheißen: Der Antrag „Ehrenamt“ (22/17) wird in ein Konzept überführt, das in einer Neuaufstellung des Prädikanten-pfarramts mündet.

Ebenso soll die Finanzierung der Krankenhausseelsorge mit dem Antrag „Zukunftskonzeption Klinikseelsorge“ (34/18) auch durch Drittmittel ermöglicht werden.

Siehe dazu auch die ausführlicheren Berichte

- EuK bringt Klinikseelsorge voran

- EuK stärkt ländliche Gemeinden

Die ACK-Klausel im Mitarbeitervertretungsgesetz regelt bisher, dass nur Mitglieder einer Kirche der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in eine Mitarbeitervertretung gewählt werden können. Kontrovers wurde diskutiert, ob diese Regelung künftig fallen solle.

Mit 47 zu 30 Stimmen votierte die Landessynode für die Beibehaltung der ACK-Klausel. Im Gesprächskreis EuK gab es Für- und Gegenstimmen.

Eine noch größere Mehrheit stimmte dafür, dass die Zahl der Mitarbeitervertreter eines Unternehmens sich künftig immer an der Personenanzahl bemisst und nicht, wie in manchen Fällen, an der Prozentzahl der Stellenanteile. Das bedeutet eine Aufwertung der MAV, die EuK einhellig unterstützt hat.

 

Die Synode hat den Oberkirchenrat beauftragt, ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln. Ziel des Projekts soll sein, die Landeskirche bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen.